Für das Projekt PRACE - Partnership for Advanced Computing in Europe - haben sich die Europäische Kommission und 20 Länder in ganz Europa zu einer einzigartigen Initiative zusammengeschlossen, die es Forschern ermöglichen wird, superschnelle Computer in anderen Ländern zu nutzen und dabei für ihre Forschungsprojekte 1000 Trillionen Rechenoperationen pro Sekunde auszuführen. Diese Möglichkeiten könnten zum Beispiel genutzt werden, um die Entwicklung effizienterer Solarzellen zu beschleunigen oder um besser zu verstehen, wie Medikamente auf den menschlichen Organismus wirken. JUGENE, der schnellste Computer Europas mit Standort Deutschland, wird im Rahmen von PRACE den europäischen Wissenschaftlern als erster Rechner zur Verfügung gestellt. Bis 2015 werden weitere Supercomputer in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien EU-weit verfügbar sein.
Die Initiative steht auch anderen Ländern offen, die solche Supercomputer stellen können. Die Kommission leistet einen Beitrag von über 70 Mio. Euro zu PRACE und damit auch zur Forschung und Wettbewerbsfähigkeit in Europa, ganz in Übereinstimmung mit den Zielen der Digitalen Agenda für Europa, einer zentralen Initiative im Rahmen der Strategie Europa 2020.
Hierzu erklärte die für die Digitale Agenda zuständige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Neelie Kroes: "Ich begrüße den Start des Supercomputerverbunds PRACE wirklich sehr, denn wissenschaftliche Hochleistungsrechner sind ein Schlüsselfaktor für Fortschritte in der modernen Wissenschaft und Technologie und für die Lösung der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit, wie Klimawandel, Energieeinsparung und Bevölkerungsalterung."
Die europäische Partnerschaft PRACE nahm kürzlich in Barcelona mit Unterzeichnung der Satzung der PRACE-Organisation durch die wichtigsten Beitragsländer Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland offiziell ihre Arbeit auf. PRACE wird als internationale Organisation ohne Erwerbszweck Supercomputer mit international wettbewerbsfähigen Kapazitäten europaweit in einer einheitlichen Infrastruktur zu einem Verbund zusammenschließen. Dadurch erhalten Forscher Zugang zu Rechnerkapazitäten im Umfang des über 100 000-fachen der schnellsten heute erhältlichen PCs und profitieren gleichzeitig von einem enormen Geschwindigkeitsanstieg auf bis zu 1000 Trillionen Rechenvorgänge pro Sekunde.
Das bedeutet, dass Forschungsarbeiten ungleich viel schneller, in massivem Umfang und sehr viel genauer durchgeführt werden können. Damit können jetzt auch Probleme in Angriff genommen werden, die zuvor zu groß und zu komplex waren. Diese neue Dimension des wissenschaftlichen Arbeitens wird Wissenschaftlern aus ganz Europa offenstehen, wobei die wissenschaftliche Relevanz der vorgesehenen Forschungsarbeiten als Auswahlkriterium dient. PRACE trägt so zur Erweiterung der wissenschaftlichen Kenntnisse bei, die sich ihrerseits in Nutzeffekten für Gesellschaft und Wirtschaft niederschlagen.
Die Kapazitäten des PRACE-Rechnerverbunds werden Forscher in die Lage versetzen, die Photosynthese auf subatomarer Ebene zu untersuchen, was zur Verbesserung der Bauweise von Solarzellen beitragen kann. Wissenschaftler werden auch 3D-Untersuchungen zur Proteinfaltung durchführen können, wodurch sich bessere Erkenntnisse über die Interaktion von Medikamenten und Zellen im menschlichen Körper gewinnen lassen. Auch lassen sich genauere Kenntnisse über den Blutfluss bei Herzerkrankungen gewinnen, so dass Ärzte Herzinfarkte möglicherweise vorhersehen und rechtzeitig lebensrettende Maßnahmen einleiten können.
Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland haben jeweils zugesagt, in den kommenden 5 Jahren 100 Mio. Euro in die PRACE-Initiative zu investieren. Die Europäische Kommission leistet über das Siebte Forschungsrahmenprogramm der EU einen Beitrag von 70 Mio. Euro. Sechzehn weitere Länder (Österreich, Bulgarien, Zypern, Tschechische Republik, Finnland, Griechenland, Irland, Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, Serbien, Schweden, Schweiz, Türkei und Vereinigtes Königreich) sind mit kleineren Beiträgen in Form von Ressourcen und Know-how beteiligt.
Wissenschaftler werden auf die PRACE-Infrastruktur ab dem 1. August 2010 in vollem Umfang zugreifen können, nachdem ihr Antrag im Rahmen eines gemeinsamen europäischen Peer-Review-Verfahrens genehmigt wurde. Als erster Supercomputer wird das JUGENE-System in Jülich (Deutschland) allen Forschern in Europa zur Verfügung stehen. Es ist das schnellste in Europa und das fünftschnellste weltweit. Weitere Supercomputer werden ab 2011 dazukommen.